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Future Labs in Unterfranken – Schule der Zukunft
Der Virus der Veränderung
Schulklassen in Schweinfurt und Münnerstadt zeigten als erste, dass es auch anders geht. Angesichts der Klimakrise verharren Schülerinnen und Schüler nicht in Passivität und Ohnmacht, sondern packen mit eigenen Mitteln und Ideen an. Wichtig dabei: die jungen Menschen planen und organisieren selbst. In sogenannten Future Labs – für eine bessere Welt, für eine bessere Schule.
Nur politische Rattenfänger und Verschwörungsmythologen leugnen noch den menschengemachten Klimawandel. Zynisches Nichtstun verschärft die Krise und spaltet im schlimmsten Fall die Gesellschaft.
In Unterfranken setzt man auf die Vernunft – und auf die Jugend. Schülerinnen und Schüler finden ihre ganz eigenen Antworten auf die dringlichsten Herausforderungen der Gegenwart.
Selbstbestimmtes Lernen
In Future Labs lernen die Jugendlichen gemeinsam mit Fachleuten – in der Regel draußen in der Natur. Nach einer Pilotphase ist der Projektunterricht am Walter-Rathenau-Gymnasium in Schweinfurt und am Gymnasium Münnerstadt nun fester Bestandteil des Stundenplans. Bis zu sechs Stunden in der Woche lernen die Schüler*innen selbstbestimmt. Eine Einheit im Future Lab beginnt damit, dass die jungen Leute selbst einen Tagesplan erstellen. Teamarbeit in kleinen Gruppen wird dabei großgeschrieben.
Ziel immer: die bedrohte Welt erfahren, beschreiben und vermessen – aber auch nachhaltig weiterentwickeln. Das geht einher mit viel Aufenthalt im Wald oder auf dem Feld; digitale Geräte haben Sendepause. Bei einem Obstbauern in Kolitzheim lernen die Jugendlichen, wie man den Boden gegen Austrocknung schützt, beim Bio-Landwirt erhalten sie einen Einblick in ökologische Zusammenhänge – und welche Bedeutung selbst ein kleiner Regenwurm hat. Förster oder Winzer veranschaulichen ihnen die Auswirkungen des Klimawandels. Im Unterricht tüfteln die Schüler*innen dann selbst an Lösungen, mit oft ganz erstaunlichen Resultaten. Der Erfinder der Future Labs, der Geographielehrer Oliver Kunkel, wünscht sich, dass die jungen Leute ihr Wissen weitergeben: „Sie sollen den Virus der Veränderung in die Erwachsenenwelt tragen", formuliert er.
Solarmodule für Ghana
Kunkel hat inzwischen Kooperation mit Universitäten und Klimaforschungsinstituten angestoßen. Seine Vision ist es, dass sich Schülerinnen und Schüler weltweit vernetzen und sich gegenseitig dabei unterstützen, ihre Ideen immer noch besser zu machen. Die ersten Erfahrungen sind vielversprechend.
Die Schweinfurter Schule hat zum Beispiel eine Partnerschule in Ghana. Die europäischen und afrikanischen Schüler*innen unterhalten sich per Videokonferenz – auf Englisch, wodurch nebenbei auch die Sprachkompetenz trainiert wird. Die Schüler in Ghana berichteten davon, dass ein See in der Nähe ihrer Schule zu vertrocknen droht, was der Landwirtschaft großen Schaden zufügen wird.Die Lösung könnte sein, dass schwimmende Solarpanels die Sonneneinstrahlung auf den See verringern und damit auch die Verdunstung. Allerdings sind solche Panels sehr teuer.
Eine Schweinfurter Schülerin bekam die Idee, in Deutschland nach gebrauchten Panels zu suchen und sie nach Ghana zu schicken. Ihre Gruppe fand heraus, dass älteres Material aus hiesigen Solarparks im sonnenreichen Ghana noch gute Arbeit verrichten würde. Inzwischen läuft eine Spendenaktion des Future-Lab-Teams aus Schweinfurt. Die Schüler*innen erleben dabei „Selbstwirksamkeit“, wie es ihr Lehrer nennt. Sie bekommen ein Gefühl dafür, dass sich ihre Anstrengungen lohnen.
Nachahmenswert
Neben der eigentlichen Projektarbeit lernen die Schüler*innen in Schweinfurt und Münnerstadt auch, wie sie am besten ihr Gehirn trainieren. Sie begreifen, unter welchen Bedingungen sie sich etwas besser merken können. Was sie kreativer macht. Wie sie zufriedener werden. Das alles ist denkbar weit entfernt vom Frontalunterricht alter Schule. Gut so, und unbedingt nachahmenswert!