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Late Bloomer
Späte Erfüllung im Beruf
Für eine Nebenrolle im Film gibt es im Englischen den viel schöneren Begriff supporting role
(unterstützende Rolle). Auch was wir als „Spätzünder“ bezeichnen, bekommt auf Englisch eine weniger herablassende Bezeichnung – late bloomer. Die positive Bezeichnung ehrt Menschen, die beruflich im zweiten oder dritten Anlauf Erfolg haben. Das gibt es inzwischen immer öfter.
Wortwörtlich bedeutet der Ausdruck late bloomer so etwas wie „Spätblüher/in“. Er bezeichnet ein Aufblühen im schon etwas fortgeschrittenen Berufsleben. Und damit ein Phänomen, das man seit einiger Zeit beobachten kann, keineswegs nur in Deutschland.
Aufblühen im Berufsleben
Dass sich ein Mensch ein Leben lang an ein Unternehmen bindet, ist heute die Ausnahme. Der Normalfall besteht darin, dass man ständig nach Verbesserungen strebt, neue Herausforderungen sucht – oder auch ein besseres Gehalt. Materielle Überlegungen stehen aber eher selten an vorderster Front. Vielen ist es wichtiger, Erfüllung im Beruf zu finden.
Das gelingt allerdings nicht immer auf Anhieb, was ganz unterschiedliche Gründe haben kann. Vielleicht versteht man sich am Arbeitsplatz nicht mit den Vorgesetzten oder einzelnen Kollegen. Vielleicht ist die tägliche Routine in der Abteilung, in der man gelandet ist, auf Dauer einfach öde. Vielleicht aber erkennt man auch, dass man den komplett falschen Beruf ergriffen hat.
Mittlerweile zeigt die Gesellschaft eine größere Bereitschaft, Menschen bei ihrer Berufsfindung Zeit zu lassen. Wechsel von einer Branche in eine andere sind keine Seltenheit mehr und werden von staatlicher Seite teilweise sogar gefördert. Das schöne Bild des late bloomers bedeutet dabei auch, dass man mehr als nur einmal blühen kann.
Fähigkeiten im späte(re)n Alter
Die Forschung hat inzwischen herausgefunden, dass mit dem Alter die sogenannte „kristalline Intelligenz“ zunimmt, die sich unter anderem durch Erfahrungswissen und Menschenkenntnis auszeichnet. Mitarbeiter, die sich etwas länger orientiert haben in ihrem Berufsleben, bringen Einsicht, Neugier und Geduld mit. Nicht selten entwickeln sie sich sogar zu Führungspersönlichkeiten. Wer etwas Zeit braucht, bis der richtige Beruf – oder das perfekte Arbeitsumfeld – gefunden ist, sollte sich also nicht schämen. Viele Unternehmen wissen late bloomer durchaus zu schätzen.
Ins Bild passt auch, dass sich Start-ups, die von nicht mehr ganz jungen Leuten gegründet wurden, besser am Markt bewähren und erfolgreich an einen Konzern verkauft werden können.
Allerdings gelangen late bloomer nicht automatisch in die Erfolgsspur. Wichtig ist immer auch die Selbstreflexion. Rückblickend auf seine (Berufs-)Erfahrungen sollte man sehr genau überlegen, welche Arbeitssituationen wirklich Befriedigung hervorgerufen haben. Trifft man dann eine zukunfstweisende Entscheidung, hat man seine Lehrjahre
gut genutzt.
Auch für die Ausbildung gilt:
Besser spät als nie
Du hast schon mehrere Versuche gestartet, aber bislang war nicht das Richtige dabei? Mund abputzen, weitermachen! Mittlerweile gibt es in den meisten Städten Initiativen, für Spätberufene passende Lösungen zu finden. In Berlin zum Beispiel hat die abw – gemeinnützige Gesellschaft für Arbeit, Bildung und Wohnen mbH das Projekt „Next Step“ eigens für Menschen entwickelt, die bei ihrer Umorientierung Hilfe brauchen. Sie erhalten professionelle Unterstützung, indem ihre früheren Erfahrungen positiv genutzt werden. Ähnliche Angebote gibt es in vielen Städten. Scheue dich nicht, bei IHK oder Arbeitsagentur nachzufragen. Die Chance, spät aufzublühen, sind am besten im Handel, im Handwerk, in der Altenpflege und in der Kinderbetreuung. Besser spät als nie!