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Teilzeitstudium
Spagat zwischen Hörsaal und Job

Teilzeitarbeit hat sich längst durchgesetzt in Deutschland. Als flexible Arbeitsform nimmt es Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse. Wie verhält es sich aber mit dem Teilzeitstudium?
Noch ist dieses Angebot kaum bekannt, und es wird erstaunlich wenig genutzt.
Gerade einmal 223.000 Studierende in Deutschland waren im Wintersemester 2019/20 für ein Teilzeitstudium eingeschrieben – nicht einmal acht Prozent aller Immatrikulierten zu diesem Zeitpunkt. Zuletzt stieg das Interesse an diesem Angebot jedoch an.
Hochschulen weiten Angebot aus
Die Hochschulen erhöhen inzwischen die Zahl der Veranstaltungen, die an Teilzeitstudierende adressiert sind. Ein gutes Beispiel ist die TU Darmstadt, die immerhin 94 ihrer 113 Studiengänge auch als Teilzeitvariante anbietet. Das kam bei den Studierenden in der jüngeren Vergangenheit gut an – auch wegen Corona. Viele junge Leute verloren während der Pandemie ihren Job in der Gastronomie und konnten ihr Studium nicht mehr finanzieren. Jetzt können sie es nur fortsetzen, wenn sie neben dem Studium auch jobben können. Das Teilzeitangebot kommt da gerade recht.
Genau diese Zielgruppe hat das Konzept des Teilzeitstudiums im Auge: junge Leute, die nicht ausschließlich studieren können oder wollen. Die Gründe mögen dabei so vielfältig sein wie das Leben selbst. Wer früh zu arbeiten begonnen hat, freut sich vielleicht über Weiterbildung, Hörsaalflair und Mitstudierende. Manch einer braucht neben dem Studium einen Zuverdienst. Auch wer ein Kind zu versorgen hat oder Verwandte pflegen möchte, kommt als Teilzeitstudierender besser zurecht. Fast immer gilt: Mit dem Teilzeitstudium schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.
Doppelte Regelstudienzeit
Teilzeitstudierende besuchen meistens nur die Hälfte der Veranstaltungen pro Semester, haben längere Fristen,
um Mindestleistungen zu erbringen oder Examensarbeiten zu schreiben. Maximal gilt eine doppelt so lange Regelstudienzeit. An den staatlichen Unis muss man sich ein Teilzeitstudium per Antrag jedoch genehmigen lassen.
Das ist nicht die einzige bürokratische Hürde. Dass Teilzeitstudierende ihren Bafög-Anspruch verlieren, mag nicht allzu schwer ins Gewicht fallen, denn sie haben stattdessen die Möglichkeit, Bürgergeld zu beantragen.
Bürokratische Hürden
Ein größeres Problem könnte aber die Versicherungsfrage sein. Wer im Vergleich zu einem Vollzeitstudierenden weniger als die Hälfte der obligatorischen Veranstaltungen an der Uni besucht, wird möglicherweise von seiner Krankenkasse nicht mehr günstig als Student krankenversichert. Mitunter sind hier die Hochschulen behilflich. Veranstaltungen werden so konzipiert, dass ihre Teilnehmer relativ mühelos „überwiegend studierend“ bleiben und also die Vorteile einer studentischen Krankenversicherung genießen können. Das sollte aber vor Aufnahme eines Teilzeitstudiums ebenso geklärt werden wie die Frage, ob man als Teilzeitstudi in ein Studentenwohnheim einziehen darf.
Attraktive Option
Unterm Strich ist das Teilzeitstudium für viele Menschen eine attraktive Option. Sicher: neben der lästigen Bürokratie ist der Zeitaufwand oft erheblich. Die berühmten zwei Fliegen bedeuten immer auch eine doppelte Belastung. Auf der anderen Seite steht positiv zu Buche, dass Familie und Studium miteinander vereinbart werden können. Eine Karriere als Sportler*in erscheint neben dem Studium plötzlich als möglich. Und für viele ist der Spagat zwischen Hörsaal und Job genau das, was sie ausfüllt. Im Sinne eines lebenslangen Lernens, das gesellschaftlich immer mehr akzeptiert wird, könnte ein Teilzeitstudium bald noch mehr an Attraktivität gewinnen.

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