Auch ohne Spitzennoten

Die Zulassung zum Medizinstudium in Deutschland, mit ihren vielen Regeln und Bedingungen, war schon immer eine Wissenschaft für sich. Und zudem in Teilen verfassungswidrig, wie das Bundesverfassungsgericht im Dezember 2017 entschieden hat. Nun soll ein neuer Staatsvertrag, auf den sich die Wissenschaftsminister der Länder in der Kultusministerkonferenz geeinigt haben, Abhilfe schaffen. Die Vergabe der Studienplätze wird dadurch eher noch komplizierter. Möglicherweise aber auch ein bisschen gerechter. 

Das Bundesverfassungsgericht hatte unter anderem bemängelt, dass es zu lange Wartezeiten – bis zu 15 Semester! – gab. Nach der Reform darf die Wartedauer immerhin noch acht Semester, also vier Jahre, betragen. Außerdem, so die Richter, darf die Abiturnote nicht so viel Gewicht bekommen wie bislang – unter anderem weil die Abiturprüfungen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich schwierig sind. Statt 20 sollen künftig zwar 30 Prozent der Studienplätze über den Numerus Clausus vergeben werden, was nur Einser-Abiturienten nützt. Doch auch Kandidaten mit schlechteren Schulnoten sollen eine Chance bekommen. 

Dies soll so geschehen, dass die Unis im hochschuleigenen Auswahlverfahren (Vergabe von 60 Prozent der Studienplätze) neben der Abinote zwei weitere Kriterien berücksichtigen müssen, zum Beispiel Tests oder Auswahlgespräche. Hier müssen die Unis neue Auswahlsatzungen erarbeiten. Daneben ist eine sogenannte »Eignungsquote« im Umfang von zehn Prozent vorgesehen. Hier erfolgt die Auswahl ausschließlich nach schulnotenunabhängigen Kriterien – auch wer keine Spitzennoten hat, darf sich Hoffnung auf einen Studienplatz machen! Die Reform hilft außerdem Notfallsanitätern: sie können unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne Abitur ein Medizinstudium aufnehmen.