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Universitätsstudie

Corona-Bildungspolitik in der Kritik

Corona-Bildungspolitik in der Kritik

Schulalltag in der Pandemie: Distanzunterricht wurde anberaumt und wieder abgeblasen, Präsenz getestet und durch Wechselunterricht ersetzt. Dies alles durcheinander, an jedem Ort anders, gelegentlich ohne erkennbares Konzept – und vor allem: ohne die Schülerinnen und Schüler zu befragen. Letzteres holen Forscher der Uni Paderborn nun nach. Mit einigen schon sehr interessanten Ergebnissen!

 

Bislang liegen kaum Studien zur Perspektive der Schülerinnen und Schüler im Corona-Geschehen vor. Dies ändert sich nun dank einer noch nicht abgeschlossenen ­Studie an der Uni Paderborn, die Tim Rogge (Allgemeine Didaktik, Schulpädagogik und Medienpädagogik) und Dr. Andreas Seifert (Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie) leiten. An einer nicht-repräsentativen Befragung nahmen im Juni 2021, d.h. rund um die Abi-Prüfungen, mehr als 7.500 Abiturient*innen bundesweit teil. 

 

Frauen lernen mehr

Wenig erstaunt, dass die Verhältnisse von Ort zu Ort sehr verschieden sind. An einigen Schulen fand während der gesamten Pandemie Präsenzunterricht statt. Der Regelfall war allerdings Distanzunterricht. Und hier gibt es gleich die erste Überraschung der Studie: Junge Frauen verbrachten mit 3,73 Stunden täglich sehr viel mehr Zeit an den Bildschirmen als ihre männlichen Mitschüler (2,84 Stunden täglich). Das wirkte sich auch aus: die Schülerinnen erhielten im Schnitt bessere Abschlussnoten als die Schüler. Als besonders eifrig erwiesen sich übrigens Abiturientinnen mit Migrationshintergrund. 

 

Wechselunterricht als Ärgernis

Sehr kritisch beurteilten die Schüler*innen den sogenannten Wechselunterricht. Das Konzept sah vor, dass eine Hälfte der Lerngruppen in Präsenz und die andere Hälfte auf Distanz beschult wurden, was die Teilnehmer an der Umfrage als belastend empfanden. „Der Distanzunterricht war kein großes Problem. Aber durch den Wechselunterricht ist teilweise viel Zeit verloren gegangen, da oft alles zweimal unterrichtet worden ist, nämlich je einmal pro Kurshälfte“, hieß es in einem Schülerkommentar.

 

Lehrer mit geringer Medienkompetenz

Die Mehrheit der Befragten schätzte ihre eigene Medienkompetenz als so passabel ein, dass der Distanzunterricht kein Problem darstellte. Bei ihren Lehrern hingegen sehen die Schüler*innen deutlichen Nachholbedarf. Die Medien­kompetenz der Pädagogen wurde mehrheitlich als niedrig bewertet. Eine erfreuliche Zahl tauchte in einem anderen Zusammenhang auf: 67,1 Prozent bewerteten die technischen Voraussetzungen für das Homeschooling als gut. „Hier könnten die technischen Verbesserungen, die durch den DigitalPakt Schule finanziert wurden, zu einer Verbesserung der Einschätzung beigetragen haben“, urteilt Rogge.

 

Ohrfeige für die Politik

Regelrecht im Stich gelassen fühlten sich die Abiturient*innen von den Bildungspolitikern in ihren jeweiligen Bundesländern. Nicht selten wurden sogar Rücktrittsforderungen formuliert. Eine Antwort lautete: „Die Politik hat unsere Anliegen nicht ausreichend beachtet und stattdessen versucht, mittels Sturheit Gesetze durchzusetzen, deren Ausführung nicht im Sinne aller war. Allgemein hat sich die psychische Gesundheit vieler Schüler verschlechtert, was zu wenig beachtet worden ist.“ 

 

Die Untersuchung wird ab Herbst 2021 um vertiefende Interviews mit Abiturientinnen und Abiturienten er­weitert, um die Befunde der quantitativen Erhebung um qualitative Perspektiven zu ergänzen.


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