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Die Generation Z und ihr Blick auf die Welt

Bereicherung für die Persönlichkeit

Die Generation Z und ihr Blick auf die Welt

Anfang des Jahres rutschte der Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, in einem Interview ein Satz raus, der zu einem wahren Shitstorm führte: „Arbeit ist kein Ponyhof.“ Der Verdacht kam auf, Nahles würde der jungen Generation ein zu geringes Engagement auf dem Jobmarkt unterstellen. Abgesehen davon, dass ihr Statement differenzierter war, kann man sich durchaus fragen: Wofür steht die Generation Z? Und vor allem: Wie möchte sie in Zukunft arbeiten?

 

Klar ist natürlich: Niemand lässt sich gerne vorbehaltlos einer ganzen Generation zuschlagen, vielleicht am wenigsten die heute circa 18- bis 30-Jährigen, die mangerne als Generation Z bezeichnet.

 

Keine homogene Gruppe

Einige verlässliche Angaben über die Gen Z in Deutschland kann man dennoch machen. Die meisten jungen Menschen in dieser Gruppe sind Singles und haben keine Kinder. Was oft übersehen wird: Immerhin ein Drittel von ihnen hat eine Migrationsgeschichte. Eine weitere Gemeinsamkeit liegt darin, dass die Generation Z die Welt nicht mehr als so verlässlich und stabil ansieht wie Nachkriegsgenerationen vor ihnen. Manche Expert*innen sprechen sogar schon von der „Generation Dauerkrise“. Der Jugendforscher Simon Schnetzer bringt es so auf den Punkt: „Es sind Jugendliche und junge Erwachsene, die in einer empfindlichen Phase der Persönlichkeitsentwicklung durch die Pandemie gestört wurden und das Gefühl haben, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Sie müssen das Vertrauen in ihre Mitmenschen, die Wirtschaft, Politik und Zukunft neu aufbauen.“

 

Verletzlichkeit und Aktivismus

Junge Menschen gehen mit dieser Situation sehr unterschiedlich um. In einem Spezial-Heft des Magazins Der Spiegel in diesem Sommer wurden anhand von vier beispielhaften Biografien die zentralen Kernmerkmale der Gen Z genannt. Neben Pragmatismus und Gestaltungs­willen tauchte hier das Begriffspaar Verletzlichkeit und Aktivismus auf. Während manche junge Menschen angesichts der krisenhaften Weltlage immer pessimistischer werden, Zukunftsängste bis hin zu Depressionen entwickeln, wählen Gleichaltrige einen völlig anderen Weg: Sie sagen der gegenwärtigen Welt den Kampf an, trotzen mit neuen, teils radikalen Ideen dem Ressourcenraubbau, setzen sich für Tierwohl oder eine vernünftige Verkehrspolitik ein. Nach dem Motto: Wann – wenn nicht jetzt? 

Die Sicht auf die Welt ist dennoch häufig eine ähnliche. Nur noch alarmierende 13 Prozent der 18- bis 30- Jährigen glauben, dass die Politik die Anliegen ihrer Generation vertritt. 62 Prozent der Menschen in dieser Alters­klasse unterschreiben den Satz, dass sie zur ersten Generation gehören, der es finanziell schlechter gehen wird als ihren Eltern.

 






Weniger Arbeit, mehr Leben

Angehörige einer Generation definieren sich nicht zuletzt dadurch, dass sie viele Einstellungen ihrer Eltern oder Großeltern in Frage stellen. Das ist bei der Generation Z nicht anders. Sie werfen den Älteren vor, den Kindern und Enkeln einen kaputten Planeten hinterlassen zu haben. Die jungen Leute achten in der Regel viel mehr auf eine gesunde und umweltverträgliche Lebensweise. Nicht weniger als 44 Prozent von ihnen haben eine App auf ihrem Smartphone oder Tablet, um ihre Gesundheit oder Fitness zu tracken.2

Besonders deutlich werden die Ansichten der Generation Z beim Thema Arbeit. Hier rangiert die sogenannte Work-Life-Balance, also ein aus­gewogenes Verhältnis aus Job und Freizeit, sehr weit oben. Ausufernde Arbeits­zeiten, ständige Überstunden ohne Ausgleich, permanenter Leistungsdruck – mit all dem will die Generation Z nicht mehr konfrontiert werden. Das Motto lautet ganz im Gegenteil: „Weniger Arbeit, mehr ­Leben.“ Für Freunde, Familie, Ehrenamt, Kultur oder spannende ­Projekte außerhalb des Jobs muss Zeit sein!

Selbst wer als junger Unternehmensberater arbeitet – in einer Branche also, die für ihren hohen Stresslevel berühmt-berüchtigt ist –, ist nicht mehr bereit, bis zum Umfallen zu arbeiten. Nicht selten lassen sich schon Berufsanfänger regelmäßige Auszeiten in ihren Arbeitsvertrag schreiben. „Wir sagen nicht, dass wir nicht arbeiten wollen, wir wollen es nur unter anderen Bedingungen“, formuliert etwa eine 23-jährige Nachwuchskraft bei McKinsey. Und fügt selbstbewusst hinzu: „Die ältere Generation ist auch in der Verantwortung, sich an unsere Bedürfnisse anzupassen.“

Wenig überraschend sagen 58 Prozent der 18- bis 24-Jährigen, dass sie einen Job kündigen würden, „wenn er mich daran hindert, mein Leben zu genießen.“ 38 Prozent der Befragten einer Studie geben an, dies sogar schon getan zu haben. Und satte 50 Prozent der Befragten würden sofort kündigen, wenn die Jobzeiten unflexibel sind!3 

Diese selbstbewusste Haltung ist keineswegs nur Schaumschlägerei. Die Forderungen der Generation Z werden immer häufiger Realität, denn in Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen um jedes Talent froh sein. Homeoffice und Co-Working-Areas sind vielerorts Realität. Personalverantwortliche gehen auch sonst zunehmend auf die Bedürfnisse der jungen Menschen ein. Wird die Arbeit irgendwann doch noch ein Ponyhof?

 

KOMMT DIE VIER TAGE WOCHE NOCH?

Sicher, das Wort „Ponyhof“ ist überspitzt. Vor allem geht es den jungen Arbeitnehmern um mehr Flexibilität, mehr Autonomie, mehr Lebensqualität. Manche Vordenker sehen in der Vier-Tage-Woche ein attraktives Modell der Zukunft. Die Meinungen hier gehen aber weit auseinander. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) zum Beispiel verbirgt seine Skepsis nicht: „Keine Volkswirtschaft der Welt hat je erfolgreich um den Erhalt ihres Wohlstandes gekämpft, indem sie bei stagnierendem Wachstum und Arbeits­kräfte­mangel einfach weniger arbeitet.“

Befürworter des Modells – darunter nicht wenige Angehörige der Generation Z – verweisen auf klare Erfolge. Als die Vier-Tage-Woche 2019 bei Microsoft in Japan getestet wurde, stieg die Produktivität der Arbeitnehmer*innen um erstaunliche 40 Prozent. Auch kleine Handwerksbetriebe in Deutschland haben mit dem neuen Rhythmus teilweise gute Erfahrungen gemacht. „Zeitwohlstand“ hat mittler­weile eine ähnlich hohe Präferenz wie die Gehaltsvorstellung. Die Diskussion wird weitergehen.

1  Civey-Umfragen für den Spiegel, 2022.
2  Studie der PricewaterhouseCoopers GmbH, 2020.
3  Randstad Workmonitor, 2022.

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