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Mehr Lehrstellen als Bewerber – Paradise Now?

Der sogenannte »demografische Wandel« ist in aller Munde, und das nicht ohne Grund. Seit 1972 ist
die Sterberate in Deutschland höher als die Geburtenrate; gleichzeitig steigt die Lebenserwartung der
Bevölkerung. Inzwischen wandern mehr Menschen aus Deutschland aus, als neue Migranten in unser
Land kommen. Die Gesellschaft wird immer älter, mit gravierenden Folgen für viele soziale Felder. Nicht
nur für die Rentenversicherung oder für das Gesundheitswesen – sondern ganz entscheidend auch für
das Berufsleben. 

 

Die Zeiten ändern sich. Noch im Jahr 2004 standen 740.000 Bewerbern lediglich 520.000 Lehrstellen zur Verfügung. Dieser Nachfrageüberhang führte dazu, dass Schulabgänger auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz nicht selten über 100 Bewerbungen verschickten – und trotzdem keinen Erfolg hatten. Weit mehr als 100.000 Jugendliche blieben Jahr für Jahr ohne Stelle; frustriert und unmotiviert landeten sie in staatlichen Förderprogrammen oder wurden arbeitslos. Bis zum Herbst 2012 hatten sich diese Verhältnisse umgekehrt: erstmals gab es mehr Lehrstellen (500.000) als Bewerber (481.000). Schon jetzt ist klar, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren noch verstärken wird. Viele Betriebe, vor allem in den Bereichen Gewerbe und Industrie, finden bereits heute keine Azubis mehr.

Betrachtet man die neue Situation ausschließlich aus der Perspektive der Jugendlichen, scheinen goldene Zeiten für sie anzubrechen. Die Unternehmen müssen sich immer mehr anstrengen, um für Auszubildende attraktiv zu sein. Junge Leute, so sieht es auf den ersten Blick aus, werden in Zukunft aus dem großen Angebot der Lehrstellen die süßesten Rosinen für sich herauspicken können.
Paradiesische Zustände also?


Soziale Kompetenz – wichtig wie Schulnoten 

Ganz so einfach ist es nicht. Zum einen sind die Betriebe noch in einer Orientierungsphase; sie tun sich schwer damit, angesichts der aktuellen Herausforderungen neue Konzepte zu entwickeln. Manche Firmen denken darüber nach, ältere, verdiente Mitarbeiter fortzubilden und länger zu beschäftigen. Andere liebäugeln damit, primär Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Die gute Nachricht lautet jedoch: 80 Prozent der Betriebe, die mit Problemen bei der Gewinnung qualifizierten Personals rechnen, wollen ihren Fachkräftebedarf weiterhin durch eigene betriebliche Ausbildung decken. Dabei sind sie auch bereit, Stellen mit Bewerbern zu besetzen, die nicht die besten Zeugnisse mitbringen. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Otto Kentzler, formulierte es so: »Das Handwerk nimmt bewusst auch Jugendliche auf, die aufgrund ihrer schulischen oder sozialen Voraussetzungen keine Chance auf eine Lehrstelle hätten. Die können ihre Vier in Mathe durch Einsatz ausgleichen.«

Teilweise räumen die Betriebe ein, dass es ihnen noch an alternativen Auswahlverfahren fehlt, um bislang vernachlässigte Potenziale und Begabungen zu erkennen. Hier herrscht Nachholbedarf. Doch auch die Bewerber selbst können viel dazu beitragen, wenn sie vom demografischen Wandel profitieren wollen. Sie müssen ihre soziale Kompetenz in vollem Umfang abrufen. Im täglichen Umgang mit Kunden sind z. B. Höflichkeit und gute Umgangsformen unerlässlich. Auch ein gewisses Maß an Konfliktfähigkeit und Selbstkritik ist wichtig und hilft bei sachlichen Auseinandersetzungen mit den Ausbildern. Motivation und Leistungsbereitschaft sollten ohnehin selbstverständlich sein. Wer sich etwa um ein Betriebspraktikum bemüht, zeigt sein Interesse und verbessert seine Position. Das ist noch nicht das Paradies – aber vielleicht ein Schritt dorthin?

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