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Wikipedia bricht alle Rekorde
Enzyklopädie zum Mitmachen
Allein die deutschsprachige Ausgabe der Wikipedia enthält knapp 1,8 Millionen Artikel. Woche für Woche wird sie mehr als 20 Millionen Mal benutzt. Damit sticht sie jedes andere Lexikon, das im Lauf der Geschichte auf Deutsch entstanden ist, locker aus. Weltweit entfaltet das Projekt sich inzwischen in nicht weniger als 285 Sprachen, Tendenz steigend. Rekorde über Rekorde – und trotzdem ist wohl fast jeder Schüler schon einmal vor der Wikipedia gewarnt worden. Vielleicht auch du von einem deiner Lehrer?
Auf den ersten Blick scheint es auch viele Gründe zu geben, die Wikipedia skeptisch zu beurteilen. Das Online-Lexikon möchte möglichst vielen Menschen den Zugang zum Wissen ermöglichen, in dem es die kostenlose Nutzung und Weiterverbreitung der Artikel rechtlich erlaubt. Damit dieses hohe Ziel erreicht und das Wissen möglichst umfassend dargestellt wird, darf an den Artikeln buchstäblich jeder mitarbeiten. Da aber Fachautoren und Hobby-Freaks gewisser-maßen gleichberechtigt sind, könne man nur schwer einschätzen, wie zuverlässig die Informationen in einem Artikel sind – so lautet ein häufig zu hörender Vorwurf. Auch du hast dich bei der Lektüre eines Wikipedia-Artikels wahrscheinlich schon einmal gefragt: Kann ich das alles glauben, was ich hier lese?
Nicht unzuverlässig
Diese Zweifel sind nicht unberechtigt, doch ist die Schwäche der Wikipedia zugleich ihre größte Stärke. Bei derart vielen Autoren – in der deutschsprachigen Ausgabe schreiben regelmäßig über 6.000 Leute – gibt es auch eine sehr intensive Kontrolle. Wer z. B. einfach mal das Geburtsdatum von Robbie Williams ohne Angabe einer Quelle ändert, muss damit rechnen, dass sein Eintrag binnen Sekunden korrigiert wird. Nur relativ selten bleiben Falschinformationen stehen – diese machen dann allerdings oft Furore in den Medien. Ein bekanntes Beispiel ist der Artikel über den ehemaligen Verteidigungsminister Guttenberg. Ein Spaßvogel fügte zu seinen sowieso schon zehn Vornamen noch einen elften (»Wilhelm«) hinzu – ohne jede Grundlage. Die Bild und andere Zeitungen übernahmen den Fehler; erst später wurde er entdeckt. Solche Irrtümer hat es aber auch in vornehmen Lexika mit Ledereinband und Goldschnitt immer schon gegeben. Der Wissenschaftliche Informationsdienst Köln hat in einer großangelegten Untersuchung festgestellt, dass die Wikipedia in puncto Richtigkeit gegenüber dem angesehenen (und sehr teuren) Brockhaus nicht abfällt. Im Gegenteil: Die Wikipedia hatte bei den meisten zufällig ausgewählten Artikeln sogar die Nase vorn und bekam von den Forschern im Schnitt insgesamt die Note 1,7 (der Brockhaus dagegen nur eine 2,7). Hier kannst du deine Lehrer also beruhigen: Grundsätzlich unzuverlässig ist die Wikipedia keineswegs – und bedeutend aktueller als alles Gedruckte sowieso.
In einem anderen Punkt ist die Kritik der Pädagogen jedoch angebracht: Die Schüler würden, so klagen sie oft, zu unkritisch Wikipedia-Inhalte einfach übernehmen. Das ist in der Tat eine Unsitte. Bei deinem nächsten Referat solltest du dein Misstrauen sozusagen ernst nehmen und die wichtigsten Fakten in einem Wikipedia-Artikel mit anderen Quellen abgleichen, die Infos also auf Herz und Nieren prüfen. Das ist, etwas pathetisch gesagt, der wahre auf-klärerische Geist – und über ihn freut sich niemand mehr als die Initiatoren der Wikipedia selbst. In den meisten Artikeln finden sich nützliche Literaturangaben, denen man nachgehen kann. Weitere Online-Recherche ist ebenfalls immer empfehlenswert.
Teil der Community werden?
Hast du vielleicht Lust bekommen, selbst bei der Wikipedia mitzumachen und Teil der weltweiten Community zu werden? Magst du über Musikbands schreiben, über deine Heimatstadt, deinen Lieblingsverein – oder hast du ein spezielles Hobby und dadurch Kenntnisse, die du zur Verfügung stellen willst? Auf den Wikipedia-Seiten selbst gibt es mehrere Angebote für Newbies. Als erster Orientierungspunkt kann die Seite Hilfe:Neu bei Wikipedia (so in das Suchfeld eingeben) dienen. Hier führen dich Links weiter und du erfährst etwas über die Grundprinzipien der Wikipedia und findest auch eine konkrete »Anleitung für neue Autoren«. Was noch nicht allgemein bekannt ist: Als Neuling kannst du auch bei einem erfahrenen Wikipedianer (»Mentor«) Rat suchen; einfach auf der genannten Seite den Link »Feste Ansprechpartner« anklicken.
Nicht verkehrt ist es übrigens, sich ein dickes Fell zuzulegen, bevor man bei der Wikipedia richtig einsteigt. In den Diskussionen ist der Ton mitunter recht rau und gewöhnungsbedürftig – wie auch sonst im Internet. Im Schutz der Anonymität lassen manche Zeitgenossen leider ihre gute Kinderstube vermissen. Bei der Wikipedia kommt mitunter noch eine gewisse Verbissenheit hinzu. Vor einigen Jahren gab es eine inzwischen legendäre Diskussion über den 252 Meter hohen Donauturm in Wien – vor allem über die Frage, ob es sich bei diesem Bauwerk um einen Fernsehturm handelt oder nicht. Die Debatte erstreckte sich über Monate und nahm zeitweise groteske Züge an. Alle Beiträge zusammen genommen würden ein dickes Buch von über 400 Seiten ergeben. Bis heute nicht abgeschlossen ist eine ähnlich glühende Diskussion darüber, wem die Rechte am Selfie eines Affen (!) in Indonesien gehören. Ein paar Nerds am Werk, meinst du? Oh ja! Aber mit etwas Distanz und einem Lächeln ist diese Seite der Wikipedia sogar recht unterhaltsam. Lass dich nicht so schnell abschrecken!
Fotografen und Grafiker gesucht
Wenn dir das Schreiben nicht so liegen sollte, kannst du dich trotzdem an der Wikipedia beteiligen. Vielen Artikeln fehlen beispielsweise noch brauchbare Bilder – Fotografen sind deshalb immer gerne gesehen. Deren Werke werden dann, wie die Artikel, unter eine freie Lizenz gestellt, d. h. sie können von anderen unter bestimmten Bedingungen (z. B. Nennung der Quelle) weiterverwendet werden. Inzwischen gibt es fast 1.300 von der Community selbst als »exzellent« bewertete Fotos in der Wikipedia, die den Vergleich mit Profiarbeiten nicht zu scheuen brauchen. Bilder müssen aber nicht gleich perfekt sein – bei einem bestimmten Minimum an Qualität sind auch deine Fotos wertvoll. Neben einer Fotowerkstatt gibt es in der Wikipedia auch noch eine Grafik- und eine Kartenwerkstatt – wo z. B. Logos bearbeitet oder Landkarten erstellt werden. Der Mitarbeit am größten Online-Lexikon der Welt sind kaum Grenzen gesetzt.
Gute Artikel – und lustige
Die besten Artikel der Wikipedia sind daran zu erkennen, dass sie oben rechts in der Ecke ein blaues L (»lesenswert«) oder einen grünen Stern (»exzellent«) aufweisen. Ein Lieblingsartikel von uns ist Nahrungstabu – eine tolle Darstellung darüber, warum soziale Gruppen bestimmte Pflanzen oder Tiere als Nahrung vermeiden. Reine Scherzartikel gibt es auf Wikipedia nicht – dafür ist das Projekt zu seriös. Aber es gibt viele Beiträge über lustige Phänomene, z. B. über den Kater Humphrey, der in der Amtswohnung des britischen Premierministers als Mäusefänger Dienst tat, oder über Lohengrin – wohinter sich nicht nur eine Oper von Wagner verbirgt, sondern auch ein mit Rumcreme gefüllter Schokoriegel aus Norwegen. Aber Vorsicht: Wer einmal mit dem Stöbern anfängt, hört so schnell nicht auf!
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